Kräuternachrichten Nr. 21 – Frühling 2024
… das tun uns schon die Schwalben kund.
Überall ums Haus und an Wegen sprießen nun im Frühling seine üppigen, sattgrünen Büschel – weiche, gelappte Blätter, aus denen beim Abbrechen der typische gelb-orangefarbene Milchsaft austritt. Es ist das Schöllkraut (Chelidonium majus), das zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) gehört. Als Heilpflanze kann es auf eine lange Tradition zurückblicken. Wissenschaftlich belegt ist seine heilende Wirkung auf Leber und Galle und mittlerweile auch als Mittel gegen Warzen.
Typisch für die Mohngewächse ist das Vorkommen von Alkaloiden, sekundären Pflanzenstoffen, die in der Medizin vielfältig angewendet werden und mitunter unverzichtbar sind (z.B Morphin bei starken Schmerzen). Aber auch in Genuss- und Rauschmitteln kommen sie vor. Man denke da nur an das Coffein im Kaffee oder Nicotin im Tabak.
Im orange-gelben, scharfen Milchsaft des Schöllkrauts wurden Alkaloide nachgewiesen, die krampflösend, beruhigend, schmerzstillend und den Gallenfluss fördernd wirken. Auf Warzen aufgetragen, vermag er das Zellwachstum zu hemmen.
Früher musste man dafür am besten bei Vollmond unter einen Weidenbusch gehen und über die linke Schulter spucken, um die Warzen loszuwerden. Das müssen wir heute nicht mehr unbedingt tun; Schöllkraut hilft auch ohne dieses Ritual, die zellwachstumshemmende Wirkung auf Warzen wurde irgendwann wissenschaftlich belegt. Dazu bestreicht man die Warzen täglich über mehrere Wochen, was nicht schwer fallen sollte, wächst doch das Schöllkraut als typischer Kulturfolger rund ums Haus, in Mauerritzen, unter Gebüschen. Ungefragt siedelt er sich auch in Gartenbeeten und Blumentöpfen an. |
Die medizinische Anwendung erfolgt mit Fertigpräparaten und als homöopathische Mittel, womit wir wieder bei den Schwalben angekommen wären. Eine Legende besagt, dass die Schwalbeneltern ihren noch blinden Nestlingen mit einem Schöllkrautblatt über die Augen streichen, um deren Sehkraft für das Leben in der Luft zu stärken und gesund zu erhalten. Ich selbst schwöre auf Chelidonium-Augentropfen in homoöpathischer Form. Vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn die Augen trocken sind und ständig tränen, möchte ich sie nicht mehr missen. Es gibt aber noch eine weitere Verbindung zu den Schwalben: Schöllkraut beginnt Mitte April zu blühen, wenn die Schwalben aus dem Süden zurückkehren und selbst der botanische Name Chelidonium hat einen Bezug zu den Tieren: denn das altgriechische Wort Chelidon bedeutet „Schwalbe“. |