Kräuternachrichten Nr. 15 – Februar 2021

Liebe Kräuterfreundinnen,
liebe Kräuterfreunde,
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was für ein Jahr, dieses 2020, das nun hinter uns liegt… Vor 12 Monaten haben wir nach China geblickt und gespannt die rasante Entwicklung dort verfolgt. Inzwischen sind wir selbst im dritten Lockdown, Corona hat das ganze letzte Jahr geprägt und tut es noch immer.

Maske tragen ist Alltag – auch, dass wir uns nicht einfach mit Freunden, mit der Familie treffen können. An Reisen ist momentan nicht zu denken. Vor diesem Hintergrund möchte ich heute mit einer kleinen Geschichte beginnen, sie handelt

Von der Kraft der Imagination

Seit vielen Jahren verbringen wir Ende Januar ein Wochenende an der Ostsee, Zinnowitz, Insel Usedom. Die Aussicht auf dieses Wochenende rettet mich jedes Jahr durch den langen, oft sehr trüben Uckermarkwinter. Danach, an Lichtmess, werden die Tage schon spürbar länger und bald beginnt es sich draußen wieder zu regen, die ersten Kräuter sprießen.

Dieses Jahr ist nun alles anders. Wir sind im Lockdown, Reisen ist nicht möglich.
Also begaben wir uns auf eine virtuelle Reise: Wir planten ein Wochenende, so als ob es tatsächlich stattfände. Wir genossen die Vorfreude, schon mehrere Tage vor „Abreise“. Tranken bei Ankunft am Freitag Abend einen Begrüßungssekt, nahmen uns Zeit für gute Gespräche, zum Lesen, langweilten uns auch mal abends vorm Fernseher. Der Computer blieb das ganze Wochenende aus. – Alles wie im echten Urlaub.

Bei unseren ausgiebigen Spaziergängen, hier im Nationalpark lauschten wir dem Wind in Kiefernkronen – das war unser Meeresrauschen. Die Galower Berge, eine wunderbar bewegte Hügellandschaft aus lauter Wiesen, waren unsere Dünen. Und dahinter war das Meer. ­

Abends kochten wir die Gerichte, die wir in unserem Lieblingsrestaurant in Zinnowitz essen würden und blödelten herum, indem wir uns mit den anderen (imaginären) Gästen und mit der Kellnerin unterhielten. ­

Wir wechselten die Rollen, waren mal Servicepersonal (wir mussten ja selbst kochen und das Frühstücksbuffet richten), waren Gäste. Haben uns an den schön gedeckten Tisch gesetzt, das Essen genossen, die Erlebnisse des Tages ausgetauscht. ­

Alles wie im richtigen Urlaub. Und es ging uns gut, richtig gut. Wir gingen super erholt in die neue Woche. ­

Fazit: Nachahmung ist unbedingt zu empfehlen!

Wenn Sie sich jetzt fragen, was das alles mit Kräutern zu tun hat, dann möchte ich den Bogen schlagen vom Bernstein – einem viele Millionen Jahre alten fossilen Harz – (mit etwas Glück kann man ihn beim Ostseespaziergang finden) zu den rezenten Harzen. Dem heimischen Kiefern- und Fichtenharz, dem orientalischen Weihrauch, der auch Olibanum heißt, und einen festen Platz in der modernen Naturheilkunde hat.

Über die Baumharze

Bernstein kommt überall auf der Welt vor. Er entstand sowohl aus dem Harz von Laub- als auch von Nadelbäumen, was seine Vielgestalt erklärt. Der baltische Bernstein ist vorwiegend aus einer Kiefernart (Pinus succinifera) entstanden, die im heutigen Ostseeraum Massenvorkommen hatte.

Bernstein

Mehr als eine halbe Millionen Tonnen Bernstein, so schätzt man, lagern allein in der Ostsee. Der Name Bernstein ist auf seine Brennbarkeit zurückzuführen – bernen ist ein altes Wort für brennen. Er wird sowohl in der Homöopathie als auch zum Räuchern in Mischung mit verschiedenen Kräutern verwendet und entfaltet dann seinen warmen, harzigen Duft.

Der Weihrauchbaum (Boswellia spec.), ein Laubbaum, wächst in Indien und Afrika. Bei uns in Mitteleuropa sind es vorwiegend Nadelbäume, die Harz besitzen. ­

Wird bei einem Baum die Rinde verletzt, so tritt Harz aus und schützt den Baum vor eindringenden Keimen und Parasiten. Daraus lässt sich schon ableiten, welche Heilwirkung den Harzen zugeschrieben wird: sie wirken keimwidrig, entzündungs- hemmend und schmerzlindernd. Weihrauchfertigpräparate werden heute u.a. bei entzündlichen Hauterkrankungen und Gelenkschmerzen eingesetzt. Ähnliche Wirkung hat die Pechsalbe. In Fertigpräparaten wird dazu meist Lärchenharz verwendet.

Wie Sie sich aus selbst gesammeltem Fichten- oder Kiefernharz eine heilkräftige Pechsalbe herstellen können, lernen Sie in meinen Workshops.