Neulich stolperte ich über einen wunderschönen Text von Alphonse Karr, einem französischen Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert:
Einige Leute murren immer, weil Rosen Dornen haben;
Ja, und Rosen haben sie jetzt reichlich, die Dornen, die eigentlich, streng genommen Stacheln sind. Aber das soll uns nicht weiter stören, zu schön ist die Pracht der Wildrosen, die zurzeit überall an den Wald- und Wegrändern blühen – wie die Rosa canina, die Hundsrose, mit ihren weißen bis zartrosa Blüten.
Den Beinamen „Hunds-“ haben früher diejenigen Pflanzen erhalten, die eher unscheinbar und meist als „wertlos“ erachtet wurden. Eine Hundsrose kann an Farbenpracht und Duft nicht mit der Königin der Blumen – einer edlen Zuchtrose mithalten, kommt sie mit ihren ungefüllten Blüten – gerade mal fünf Blütenblätter sind’s – und dem zarten Duft doch eher bescheiden daher. Doch fragt man Wildbienen, so entscheiden sich diese für die Wildrosen – ein zuverlässiger Nektar- und Pollenlieferant, robust und anspruchslos. |
Und im Herbst gibt’s noch eine Fülle an vitaminreichen Hagebutten dazu, über die sich die Vögel freuen. Wildrosen neigen zu ausladendem Wuchs – sie brauchen einfach Platz im Garten und wenn man ihnen den gibt, wird man mit einem pflegeleichten Gebüsch belohnt, in dem sich vielleicht irgendwann sogar eine Nachtigall oder eine Dorngrasmücke ansiedelt. Alle wilden Rosen, aber auch einige weniger züchterisch bearbeitete Edelrosen weisen eine Besonderheit auf, die in dem folgenden alten Rätsel beschrieben wird: |
Fünf Brüder sind’s, zu gleicher Zeit geboren, nur zwei von ihnen tragen einen Bart. Dem dritten, dem ist nur eine Wang‘ geschoren, die beiden letzten bleiben unbehaart. |
Bei den fünf Brüdern handelt es sich um die fünf Kelchblätter, grüne Blätter, welche die Blütenknospe umschließen und diese nach ihrem Erblühen wie ein Kranz umhüllen. Zwei Kelchblätter sind gefiedert, zwei weitere Kelchblätter sind ungefiedert und das fünfte ist nur auf einer Seite gefiedert. Diese Besonderheit ist allen Wildrosen eigen.
Rosenblüten – Ihre Verwendung und Heilkraft
Wohl am bekanntesten ist das Rosenwasser, ein Hydrolat, das bei der Herstellung von ätherischem Rosenöl als Nebenprodukt anfällt. Dazu werden die am frühen Morgen geernteten Rosenblüten destilliert. Meist wird hierfür die Hundertblättrige Rose (Rosa centifolia) oder die Damaszener Rose (Rosa damascena) verwendet.
Rosenblüten lassen sich gut trocknen; luftdicht verschlossen, kühl und dunkel gelagert bewahren sie ihre Farbe und ihren zarten Duft sehr lange. Es ist selbstverständlich, dass wir nur Blüten von ungespritzten Rosen verwenden.
Durch ihren relativ hohen Gerbstoffgehalt haben sie beruhigende, entzündungshemmende Wirkung auf gereizte Haut und bei kleineren Verletzungen, auch im Mund- und Rachenbereich. Dazu stellt man aus den frischen oder getrockneten Blütenblättern einen Tee her (mind. 5 – 10 Minuten ziehen lassen), mit dem man gurgeln kann oder den man auf die betroffenen Hautstellen als Kompresse auflegt. Der Tee kann auch für (Teil-)Bäder dem Badewasser zugesetzt werden und heiß getrunken entfaltet er seine entspannende, nervenberuhigende Wirkung.
Ja, und als essbare Dekoration in Desserts, Salaten oder Getränken setzen die Rosenblüten wunderschöne Farbakzente. Essbar sind alle Rosenblüten, sofern sie nicht gespritzt wurden. |